Hatha-Yoga, Balance von Körper und Geist

108 Arten von Yoga soll es gemäß Yogaschriften geben. Sie alle folgen den drei Grundprinzipien, dem Kreislauf von Tat (karma), Wissen (jnana) und Hingabe bzw. Liebe (bhakti). Damit ist gemeint, dass derjenige, der Yoga praktiziert, erkennt, dass diese Übungen wohltuend für Körper und Geist sind. Durch dieses Wissen entsteht die Liebe zum Yoga und damit der Wille, mehr Yoga zu praktizieren. 

Dass das Praktizieren von Yoga sich positiv auf die Harmonie von Körper und Geist auswirkt, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr; viele Menschen haben den positiven Effekt von Yoga bereits selbst bemerkt oder davon gehört. Doch gerade Anfänger können von der Fülle verschiedener Arten von Yoga überfordert sein. Welche Form von Yoga ist die passende und welche Arten gibt es überhaupt?

Die vier Klassen von Yoga

Alle Yogaarten lassen sich grob in vier Klassen unterteilen: Mantra-Yoga, Laya-Yoga, Hatha-Yoga und Raja-Yoga. Mantra-Yoga befasst sich mit dem Rezitieren von Mantren, wodurch das eigene Bewusstsein zum Stillstand und somit zur vollkommenen Harmonie mit dem allumfassenden Bewusstsein gelangen soll. Beim Laya-Yoga liegt der Fokus auf der Meditation, der Versenkung in eine Sache oder sich selbst. Das Raja-Yoga ist der König unter den Arten von Yoga. Das Ziel ist, den Geist vollkommen zu beherrschen und mit dem universalen Bewusstsein zu verschmelzen.

Am bekanntesten ist die Klasse des Hatha-Yoga, die wir hier vorstellen möchten. Im Gegensatz zu den anderen Yoga-Klassen wird beim Hatha-Yoga die Einheit von aktiven und passiven Kräften, die durch die Sonne (ha) und den Mond (tha) symbolisiert werden. Hatha-Yoga wird als körperliche und geistige Vorbereitung auf die anderen drei Klassen von Yoga angesehen und kann somit durchaus von Anfängern praktiziert werden.

Hatha-Yoga schnell erklärt

Diese erste Einleitung in die vier Yogaklassen und speziell Hatha-Yoga können den Anschein erwecken, Yoga sei eher etwas für angehende Nonnen und Mönche als für den Durchschnittsmenschen, der doch eigentlich nur ein Wenig für seine Gesundheit tun möchte. Doch genau dafür eignet sich Hatha-Yoga besonders gut.

Der Grundsatz lautet nämlich: "Dein Körper ist Dein Tempel." Deshalb geht es im Hatha-Yoga darum, diesen Tempel zu pflegen und zu erhalten. Gleichzeitig wird aber der Lebensfokus nicht auf den Körper beschränkt. Hatha-Yoga hat nichts mit Leistungssport oder extrem anspruchsvollen Verrenkungen zu tun. Jeder, der diese Art von Yoga praktiziert, soll so weit gehen, wie es sich für sie oder ihn persönlich gut anfühlt. Die Übungen (Asanas) sollen den Körper fördern, aber nicht überlasten.

Die Balance und das Wohlbefinden stehen im Zentrum von Hatha-Yoga. Sportlicher Ehrgeiz oder Wettkampfgedanken sind keine Bestandteile der Praxis. Deshalb ist Hatha-Yoga so universell und praktisch für jeden geeignet; egal, wie jung oder alt Du bist, ob gesund oder körperlich angeschlagen, ob Du viel oder wenig Zeit hast - prinzipiell ist Hatha-Yoga auch für Dich ein geeignetes Training.

Die fünf Säulen

Gerade in unserer westlichen Welt wird beim Yoga der Fokus auf die Übungen (Asanas) gelegt, weswegen Yoga für viele Menschen ein Sport ist. Doch in Wirklichkeit besteht Hatha-Yoga aus viel mehr. Es ist eine Philosophie, eine Lebenseinstellung, und ja, ein wichtiger Teil davon ist die körperliche Betätigung, die Geist und Körper stärkt und in Balance bringt. Die Asanas stellen jedoch nur eine der fünf Säulen des Hatha-Yoga dar. Ebenso wichtig sind die anderen vier Säulen, nämlich PranayamaShavasana, die richtige Ernährung und eine positive Denkweise. Diese vier Säulen werden gerade in unserer auf Fitness fokussierten Gesellschaft oft vernachlässigt, doch ohne sie kann es keine Balance zwischen Körper und Geist geben.
Pranayama bezeichnet Atemübungen, die sich nicht nur auf unseren Körper positiv auswirken. Diese bewussten Atemtechniken erleichtern einen positiven Gemütszustand und können sogar Krankheiten vorbeugen. Eine gute Art für Anfänger, Pranayama zu trainieren, sind die sogenannten Mudras oder Gesten, eine Mischung aus Asanasund Atemübungen. 

Shavasana ist die Totenstellung im Yoga, in der absolute Tiefenentspannung erreicht werden soll. Sie kann zu Beginn, zum Schluss und sogar auch zwischen den einzelnen Asanas praktiziert werden und sorgt nicht nur für die nötige Entspannung vor, nach und zwischen den Trainingseinheiten, sondern kann auch zu geistiger Ausgeglichenheit und Klarheit führen. 

Was die richtige Ernährung angeht, ist damit eine vollwertige, meist vegetarische Kost aus unbehandelten Lebensmitteln gemeint. Es sollte das gegessen werden, was sich positiv auf den Körper und die Gesundheit auswirkt. Schädliche Einflüsse wie Alkohol, übermäßiger Zucker und verarbeitete Lebensmittel sollten vermieden werden.

Die fünfte Säule steht für eine positive Denkweise. Während des Trainings, aber auch durch Meditation soll das Denken in eine Richtung gelenkt werden, die sich positiv auf den Geist auswirkt. Schlechte Gedanken wie Neid, Wut und Eifersucht solltest Du nach und nach ablegen und hinter Dir lassen.

So sieht das Training aus

Es gibt nicht DIE richtige Art von Hatha-Yoga. Viele verschiedene Versionen lassen sich finden und sie sind alle effektiv und gesundheitsfördernd. Sie alle eint jedoch die angestrebte Harmonie zwischen Geist und Körper, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Beispiele für Unterarten des Hatha-Yoga sind Bikram-Yoga und Power-Yoga. Was alle Arten von Hatha-Yoga vereint, ist die Art, in der die Haltungen ausgeführt werden. Jede Asana wird eingenommen und für eine gewisse Zeit lang gehalten.

Darin unterscheidet sich Hatha-Yoga beispielsweise vom Flow-Yoga, wo die Bewegungen fließend sind und ineinander über gehen. Durch die statische Haltung und die Konzentration auf eine Asana nach der nächsten ist Hatha-Yoga mit allen seinen Unterarten besonders für Anfänger bestens geeignet.

Das brauchst Du

Das Schöne am Yoga ist, dass Du praktisch sofort damit anfangen kannst, ohne Dir viel Equipment anschaffen zu müssen. Natürlich ist eine Yogamatte von Vorteil, denn sie gibt den optimalen Halt, der für das Training benötigt wird, doch zu Beginn tut es auch ein Teppich oder sogar eine Wiese. Auch spezielle Kleidung ist vorteilhaft, doch nicht unbedingt nötig. Sie sollte vor allem locker und gemütlich sitzen und Dich nicht an den nötigen Bewegungen hindern. Weitere mögliche Utensilien sind sogenannte Yogablöcke, die bestimmte Haltungen gerade zu Beginn erleichtern, außerdem ein Seil oder Gürtel mit ähnlicher Funktion. Das Wichtigste für ein erfolgreiches Hatha-Yoga-Training sind eine ruhige, ungestörte Atmosphäre und ein guter Lehrer, bzw. eine gute Anleitung, die auch übers Internet oder aus einem Buch erfolgen kann.

Leave a Comment